In den letzten Jahren hat der Posaunenchor leider an Aufmerksamkeit, an Größe, an Stellenwert außerhalb und innerhalb der Schule und auch an Leistungsvermögen verloren. Man könnte jetzt viele Entwicklungen, die dazu geführt haben, beklagen, ob nun die zahlreiche musikalische Konkurrenz innerhalb und außerhalb der Schule, die digitale Konkurrenz, die sinkende Bereitschaft, sich in Vereinen zu engagieren, der frühe schulische und berufliche Leistungsdruck, …. Es sind derzeit mit Nachwuchsbläsern keine 10 Aktive mehr, die Präside Arne Rethage nur mit Mühen zu einem vierstimmigen Choralsatz zusammenführen kann. Die aktuelle Pandemie-Situation verschärft alles noch mal. Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer: die Motivation der Aktiven ist trotzdem ungebrochen, und es gibt mit dem Direktor Martin Fugmann jemanden, der nicht nur die Digitalisierung und die sich daraus für den Unterricht neuen Möglichkeiten am ESG auf eine neue für ganz Deutschland vorbildlichen Ebene gehievt hat, sondern der als Musiklehrer, genau wie sein Stellvertreter Thomas Rimpel, wirklich jede Form des Musizierens am ESG fördert und vorantreibt. Jüngstes Beispiel dafür ist die Weihnachtsmusik des ESG in der Martin-Luther-Kirche, die 2018 und 2019 stattgefunden hat. Martin Fugmann und ich sind beide Sangesfreunde aus dem Bachchor. Und auf einer Konzertreise durch Israel haben wir zusammen mit Fritz Husemann (Praeses curatorii), der uns dort begleitete, beschlossen, diese Idee des Großen Konzertes von Altschülern und Schülern, so wie es die Weihnachtliche Nachtmusik über Jahrzehnte war, wieder aufzugreifen und zu einer neuen Tradition am ESG zu entwickeln. Es traten in diesen Konzerten 2018 und 2019 unter dem Titel „Soli Deo Gloria“ eine große ESG-Musikgemeinschaft auf, getragen von Mitgliedern der Kantorei, Kantoreiorchester, BigBand und Posaunenchor, und auch von vielen Altschülerinnen und Freunden des Gymnasiums. Und so musizierten die Schülerin aus der 5. Klasse neben dem über 80-jährigen Ex-Präsiden und späterem Rektor der Uni Bochum Bernhard Wiebel, die Vorsitzende der Elternvertretung neben dem international renommierten Dirigenten Christoph Altstaedt, der sich in die Sängerschar einreihte, … das ließe sich für die über 150 Mitwirkenden so fortsetzen.
Manche der Mitwirkenden und/oder (ehemaligen) Schüler des ESG, von Rolf Wischnath (1967 Trompete) über Silke-Thora Matthies (1969 Klavier), Nicolas und Christoph Altstädt (Cello und Klavier), Stefan Tischler (Tuba) bis Orpheus Bothmann (2021 Posaune), waren Bundessieger beim Wettbewerb Jugend musiziert.
Der beste Posaunist Deutschlands in unserem Jubiläumsjahr 2021 ist kein Posaunenchormitglied. Aber er ist Schüler des ESG, jener Schule, an der der Posaunengeneral Johannes Kuhlo 1871 seinen ersten Posaunenchor gegründet hat, einer Schule, die sich sehr viel Mühe gibt, musikalische Talente zu entdecken und zu fördern. Vielleicht ist es an der Zeit, den Posaunenchor in das Geschehen des Musikunterrichts und des musischen Konzepts am ESG besser zu integrieren, ohne die Selbständigkeit aufzugeben. Das neue Format eines Weihnachtskonzerts „Soli Deo Gloria“ kann dazu dienen, genauso wie die enge Kooperation des ESG mit der Kreismusikschule zur Erlernung eines Musikinstruments, auch Blechblasinstruments, und das Unterrichtsfach Orchester mit einer Blechbläsereinheit. Es macht Sinn, sich jetzt, in einer existenzbedrohenden Phase der Posaunenchorgeschichte, etwas mehr unter das Dach der Schule und in die pädagogischen Konzepte eines musischen Direktors einzubringen, die helfende Hand zu ergreifen, um dann langsam wieder heranzuwachsen, damit sich in der Zukunft unser Wahlspruch in allen drei Teilen erfüllen kann: Vivat, crescat, floreat! Das wünsche ich unserem Posaunenchor zu seinem 150. Jubiläum, Wort für Wort, und in der Reihenfolge! Momentan kümmern wir uns um das erste Ziel, das Vivat! Und unser Gymnasial-Posaunenchor zu Gütersloh ist immer noch jeder Unterstützung wert!
